"Wie mir der Schulsport jahrzehntelang die Lust an der Bewegung verdorben hat" - Kritik und Problematiken bei dem aktuellen Curriculum des Schulsports
Ein interessanter Artikel im Stern, vom November 2018, trifft den Kern der Problematik bei aktuellen Unterrichtsformen von Schulsporte.
@ Wiebke Tomescheit
Da der Schulsport laut ehemaligem DSB-Präsidenten Manfred von Richthofen aber genau das Gegenteil bewirken soll, nämlich dem Spaß und der Lust an Bewegung, gilt es nun die Kritikpunkte herauszustellen, die für einen umgekehrten Effekt sorgen.
Mit diesen Worten beschreibt Wiebke Tomescheit ein weit verbreitetes Problem - das Fehlen einer individuell angepassten Förderung der Kinder. Gibt es diese subjektive Unterscheidung nicht verstärken sich vorhandene Tendenzen zu sportiven Einstellung. Man muss, heute mehr denn je, von grundverschiedenen Fähigkeiten bei Kindern ausgehen. Diese Diskrepanz sollte gezielt verringert werden und nicht noch verstärkt werden.
Einen weiteren wichtigen Punkt den Wiebke Tomescheit anführt, ist die Erläuterung der Sportheorie. Warum mache ich das? Wozu? Was bewirkt es? Unwissen oder Unverständnis fördert nämlich das Misstrauen und eine ablehnende Haltung. Gerade Kinder die eine abneigende sportive Haltung vertreten, sind oftmals nur von der Sinndimension des Sports zu überzeugen, wenn man ihnen die postitiven Effekte und Kompetenzsteigerungen vor Auge führt.
Im bereits vorgestellten Memorandum werden weitere verschiedene Misstände zwischen Anspruch und Realität vorgestellt. Generell wird der Schulsport als in einer ausbaufähigen Situation befindliche eingestuft. In Anlehnung an die "SPRINT"-Studie zur Lage des deutschen Schulsports werden Missstände und Potentiale evaluiert.
Ganz grundlegende strukturelle Probleme sind ein hoher Stundenausfall, fachfremd erteilter Sportunterricht und minderqualitative Austattung der Sportstätten. Vor allem im Grundschulbereich ist die Situation, mit im Bundesdurchschnitt 50 % nicht oder gering ausgebildeter Lehrkräfte, untragbar. Hier gilt ganz klar die Handlungsempfehlung der Qualitätsoffensive:
Wie bereits erwähnt, sollte der Fokus mehr auf das Verständlichmachen der positiven Effekte regelmäßiger körperlicher Betätigung gelenkt werden. Dies kann durch fächerübergreifende und fächerverbindende Kooperationen mit anderen Fächern, aber auch mit außerschulischen Akteuren geschehen.
Vor allem in der bundesweiten Entwicklung zu mehr Ganztagsschulen muss eine kritische Betrachtung von möglichen Auswirkungen auf die Freizeitgestaltung der Schüler stattfinden und gerade hier eine schulübergreifende Kooperation mit außerschulischen Akteuren stattfinden. In diesem Kontext ist auch die bereits angesprochene Gestaltung des Schulalltags zu einem bewegungsfreundlichen Umfeld von großer Wichtigkeit.
Weiter konkrete Forderungen zum Handeln haben wir hier wortwörtlich aus dem Memorandum festgehalten:
"Wie mir der Schulsport jahrzehntelang die Lust an der Bewegung verdorben hat"
@ Wiebke Tomescheit
Da der Schulsport laut ehemaligem DSB-Präsidenten Manfred von Richthofen aber genau das Gegenteil bewirken soll, nämlich dem Spaß und der Lust an Bewegung, gilt es nun die Kritikpunkte herauszustellen, die für einen umgekehrten Effekt sorgen.
Mit diesen Worten beschreibt Wiebke Tomescheit ein weit verbreitetes Problem - das Fehlen einer individuell angepassten Förderung der Kinder. Gibt es diese subjektive Unterscheidung nicht verstärken sich vorhandene Tendenzen zu sportiven Einstellung. Man muss, heute mehr denn je, von grundverschiedenen Fähigkeiten bei Kindern ausgehen. Diese Diskrepanz sollte gezielt verringert werden und nicht noch verstärkt werden.
Einen weiteren wichtigen Punkt den Wiebke Tomescheit anführt, ist die Erläuterung der Sportheorie. Warum mache ich das? Wozu? Was bewirkt es? Unwissen oder Unverständnis fördert nämlich das Misstrauen und eine ablehnende Haltung. Gerade Kinder die eine abneigende sportive Haltung vertreten, sind oftmals nur von der Sinndimension des Sports zu überzeugen, wenn man ihnen die postitiven Effekte und Kompetenzsteigerungen vor Auge führt.
Im bereits vorgestellten Memorandum werden weitere verschiedene Misstände zwischen Anspruch und Realität vorgestellt. Generell wird der Schulsport als in einer ausbaufähigen Situation befindliche eingestuft. In Anlehnung an die "SPRINT"-Studie zur Lage des deutschen Schulsports werden Missstände und Potentiale evaluiert.
Ganz grundlegende strukturelle Probleme sind ein hoher Stundenausfall, fachfremd erteilter Sportunterricht und minderqualitative Austattung der Sportstätten. Vor allem im Grundschulbereich ist die Situation, mit im Bundesdurchschnitt 50 % nicht oder gering ausgebildeter Lehrkräfte, untragbar. Hier gilt ganz klar die Handlungsempfehlung der Qualitätsoffensive:
Mit Blick auf Qualitätsoffensiven in Schule und Schulsport muss man sich vielmehr dafür einsetzen, dass erstens die Strukturqualität (Input) z. B. durch die politisch veranlasste Reduktion von Stundenausfällen, zweitens die Prozessqualität z. B. durch verbesserte innerschulische Kommunikationsabläufe, Fortbildungsmaßnahmen etc. und drittens die Ergebnisqualität (Output) z. B. durch regelmäßige Evaluationen gesteigert werdenDie bereits angesprochene Diskrepanz zwischen motorisch gut und schlecht ausgebildeten Kindern, bildet grundverschiedene Anforderungen an die Aufgabe des Schulsportes. Um dieser Kluft vorzugreifen, oder sie wenigsten im Verlauf der Schulzeit auszugleichen, ist es wichtig für eine Konsistenz im Bildungsverlauf zu sorgen, mit übergreifenden Bildungsplänen bereits ab der Kindergrippe bis hin zur Oberstufe.
Wie bereits erwähnt, sollte der Fokus mehr auf das Verständlichmachen der positiven Effekte regelmäßiger körperlicher Betätigung gelenkt werden. Dies kann durch fächerübergreifende und fächerverbindende Kooperationen mit anderen Fächern, aber auch mit außerschulischen Akteuren geschehen.
Vor allem in der bundesweiten Entwicklung zu mehr Ganztagsschulen muss eine kritische Betrachtung von möglichen Auswirkungen auf die Freizeitgestaltung der Schüler stattfinden und gerade hier eine schulübergreifende Kooperation mit außerschulischen Akteuren stattfinden. In diesem Kontext ist auch die bereits angesprochene Gestaltung des Schulalltags zu einem bewegungsfreundlichen Umfeld von großer Wichtigkeit.
Weiter konkrete Forderungen zum Handeln haben wir hier wortwörtlich aus dem Memorandum festgehalten:
Entwicklung im Elementarbereich
- Sport- und Bewegungserfahrungen, aber vor allem auch Erfahrungen mit dem eigenen Körper machen Kinder schon vor dem Schuleintritt. In der Schule muss an diese Erfahrungen angeknüpft werden.
- Es sollten gemeinsame Bildungspläne für Kita und Schule entwickelt werden, in denen Sport und Bewegung eine zentrale Bedeutung zukommt.
- Der Übergang vom Elementar- zum Primarbereich muss aufeinander abgestimmt und wenn möglich „bewegt“ gestaltet werden.
Schulsportentwicklung
- Schulsportentwicklung gelingt, wenn die Initiative von der Einzelschule getragen wird und die Schülerinnen und Schüler daran partizipieren.
- Weil nur der Schulsport alle Schülerinnen und Schüler in allen Schularten und auf allen Altersstufen erreicht, kann er nicht durch freiwillige, außerschulische Angebote ersetzt werden. Besonders die Gruppen, die noch keinen Zugang zu einer freudvollen Bewegungskultur gefunden haben und möglicherweise aus „sport- und bewegungsfernen“ Elternhäusern stammen, bedürfen einer motivierenden Förderung durch pädagogisch qualifizierte Sportlehrkräfte.
- Eltern und andere Partner des Schulsports müssen verstärkt einbezogen werden, um gemeinsam Erziehungsabsichten und eine positive Schulsportentwicklung zu realisieren. Mit dem Doppelauftrag „Erziehung zu Bewegung, Spiel und Sport und Erziehung durch Bewegung, Spiel und Sport“ leistet der Schulsport einen wesentlichen Beitrag zu einer aktiven, gesund erhaltenden Lebensführung und gleichzeitig zur Entwicklung von sozial-emotionalen und kognitiven Handlungskompetenzen sowie zur ganzheitlichen Persönlichkeitsentwicklung.
- Eine reflektierte Werteerziehung ist unabdingbar. Die Leitlinien von interkultureller Verständigung, von Fairness, Respekt und Toleranz gegenüber anderen, des individuellen Leistungsstrebens und des solidarisierenden Gemeinschaftssinns sowie der Mündigkeit und der Verantwortungsbereitschaft für humanes und ökologisch sinnvolles Handeln bilden den sportpädagogischen Orientierungsrahmen.
- Die derzeitige Situation, dass 50 % des Sportunterrichts an den Grundschulen von nicht ausgebildeten Sportlehrkräften erteilt wird, ist untragbar. In diesem besonders die Entwicklung prägenden Lebensabschnitt besteht dringender Änderungsbedarf durch eine verstärkte Einstellung von ausgebildeten Sportlehrkräften und durch innerschulische Maßnahmen der Schulleitungen.
- Die Qualität der räumlichen und materiellen Ausstattung muss nachhaltig durch die Schulträger sichergestellt werden. Besonderes Augenmerk verdient hierbei die aufgrund schließender Bäder zunehmend schwieriger werdende Situation des Schwimmunterrichts, vor allem in der Grundschule. Auch der Schwimmunterricht ist fester Bestandteil des Schulsports und muss in der Verantwortung ausgebildeter Sportlehrkräfte bleiben. Jedes Kind muss am Ende der Grundschulzeit sicher Schwimmen können.
- Sportunterricht muss in allen Schulformen von entsprechend qualifizierten Lehrkräften erteilt werden.
- Ein überprüfbar einzuhaltendes Stundenvolumen von mindestens drei Sportstunden pro Woche erfordert die Bereitstellung von ausreichenden Stellen für Sportlehrerinnen und Sportlehrer.
- Die positiven Erfahrungen mit den Möglichkeiten der an vielen Schulen bestehenden Kooperationsformen „Schule und Verein“ sollten stärker genutzt werden. Die Entwicklung kommunaler Bildungslandschaften muss forciert werden.
- Die seit über 30 Jahren bestehende Forderung nach einer täglichen Sportstunde sollte insbesondere im Zuge der Einrichtung von Ganztagsschulen realisiert werden.
- Die Zunahme von Ganztagsschulen darf nicht dazu führen, dass nachschulische Freizeitangebote, insbesondere im Sportverein, gefährdet werden. Wettkampfsportlich engagierte Schülerinnen und Schüler müssen weiterhin ausreichend Gelegenheit zur Ausübung ihrer Sportart behalten. Hier sind vor allem Schulen mit sportlichem Schwerpunkt bzw. Eliteschulen des Sports gefordert, Regelungen zur Vereinbarkeit von Schule und Wettkampfsport zu finden. Lehrerbildung.
Lehrerbildung
- Auf personeller Ebene muss die im Bologna-Protokoll europaweit geforderte fünfjährige universitäre Ausbildung für Sportlehrerinnen und Sportlehrer eingehalten werden.
- Die erheblich gestiegenen gesellschaftlichen und individuellen Erwartungen an den Schulsport erfordern den Erhalt und den Ausbau einer qualitativ hochwertigen universitären und schulpraktischen Aus-, Fort- und Weiterbildung von Sportlehrkräften.
- Dafür sind nicht nur die personellen und sachlichen Ressourcen in der ersten und zweiten Ausbildungsphase zu stärken, sondern es gilt auch, eine dialogisch gestaltete Verknüpfung beider Phasen zu etablieren.
- Die Entwicklung der Professionalität von Sportlehrerinnen und Sportlehrern geschieht in einem dauernden Lern- und Veränderungsprozess. Deshalb sind für die konstruktive Bearbeitung berufsbiografischer Entwicklungen nicht nur flächendeckende Fort- und Weiterbildungsangebote, sondern auch Angebote zur Supervision notwendig. Schulsportforschung.
Schulsportforschung
- Empirische Schulsportforschung stand über einen längeren Zeitraum im Abseits der Förderungsinstitutionen. Gleichwohl hat sich durch diverse Untersuchungen von überwiegend kleineren und mittleren Reichweiten eine erkennbare Vielfalt in der sportwissenschaftlichen Landschaft gebildet. Für die nachhaltige Erforschung der schulsportlichen Lebenswelten, ihrer Entwicklungs- und Innovationsmöglichkeiten erscheinen quantitative und qualitative Forschungsansätze als gleichermaßen relevant.
- Erforderlich sind die deutliche Verbesserung von Forschungskapazitäten für den Schulsport an den sportwissenschaftlichen Instituten und eine gezielte Drittmittelförderung. Empfehlenswert erscheinen die Etablierung von Forschungsverbünden und die Bildung eines schulsportorientierten Forschungs- und Beratungskuratoriums
- Darüber hinaus sollte der Bereich Bewegung, Spiel und Sport in die Bildungsberichterstattung und Schulleistungsuntersuchungen integriert werden.






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